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Pilzsaison ist das ganze Jahr: Essbar oder giftig?

Stavenhagen (bw). Die Pilzsaison läuft  auf „vollen Touren“ und Massen von Pilzsammlern und Naturfreunden strömen in diesen Wochen wieder in die Wälder. Mit dabei das passende Equipment – Körbchen, Messer und häufig auch ein kompaktes Nachschlagewerk für unterwegs. Dann geht es auf „die Jagd“ nach Steinpilz, Marone, Morchel & Co. Oft endet die Sammelei allerdings mit einem Fragezeichen im Gesicht. Ist das jetzt ein Steinpilz, eine Marone oder ein Gallenröhrling? „Man sollte sich wirklich nur auf die Pilze einlassen, die man sicher kennt“, lautet eine ernstzunehmende Empfehlung von Manfred Böttcher. Er ist Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) und Beauftragter für Pilzaufklärung des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte.

Gemeinsam mit vier weiteren Kollegen leistet er seine Aufklärungs- und Beratungstätigkeit fast flächendeckend im Landkreis. Einige „weiße Beratungs-Flecken“ gibt es hier aber noch. „In einem Streifen von Demmin über Malchin bis Bollewick fehlt noch ein Pilzsachverständiger. Da steigt aber demnächst ein weiterer Kollege ein, der bereits im vergangen Jahr erfolgreich seine Prüfung gemeistert hat“, informiert Manfred Böttcher. Der Experte bringt die wesentlichen Aufgaben eines Pilzsachverständigen auf den Punkt. „Erste Aufgabe ist der Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Zweite Aufgabe ist die umfassende Aufklärungsarbeit. Die beinhaltet den Natur-, Arten- und Umweltschutz. Und dritte Aufgabe ist es, den Medizinern zur Seite zu stehen, falls es Vergiftungsfälle zu analysieren gilt“, macht Böttcher deutlich. Um all diese Punkte mit Leben zu erfüllen, bietet der Experte übers Jahr verschiedene Aktionen, Seminare und Vorträge an. Dazu gehören Pilzwanderungen, Ausstellungen wie jetzt am 15. und 16. Oktober um 19 Uhr im Müritzeum in Waren oder die beliebten Lehrgänge für Naturliebhaber und Pilzfreunde. „Dafür sind zwar die  Termine für dieses Jahr bereits durch, aber wer 2017 teilnehmen möchte – der Lehrgang besteht aus drei Theorie- und einem Praxiselement – der kann sich bereits jetzt unter 039954 39232 bei mir anmelden“, bietet Böttcher an.

Wer nun also als „Neuling“ in die Pilzsaison startet, dem empfiehlt der Pilzsachverständige zunächst einmal, einfache Arten zu wählen und jedes Jahr bei einer Art zu bleiben.Zum Beispiel bei den Röhrenpilzen und Bauchpilzen. Bei Röhrenpilzen, deren Unterseite meist wie ein Schwamm anmutet, ist die Verwechslungsgefahr mit hochgiftigen Pilzen geringer als bei den Lamellenpilzarten. „Verwechselt werden dort häufig der Champignon mit dem Karbolegerling. Letzterer ist allerdings giftig und stinkt beim Braten unangenehm nach Phenol“, weiß Manfred Böttcher. Apropos Pilze braten. Grundsätzlich empfiehlt der Pilzsachverständige, keine rohen Pilze zu essen. Stets sollte man sie vorher kochen oder schmoren. Getrocknete Pilze sind auch nach einen längeren Zeitraum zur Speisenzubereitung nutzbar. „Gut geeignet zum Trocknen sind wiederum die Röhrenpilze, deren Schwamm man vorher entfernt oder die Totentrompete, ein sehr dünnfleischiger Pilz. Zum Trocknen werden die Pilze nach der groben Reinigung zerteilt auf Zeitung oder Backpapier ausgelegt. Pfifferlinge eignen sich übrigens nicht zur Trocknung, denn sie bleiben danach zäh“, erklärt Manfred Böttcher. Außerdem könne man Speisepilze natürlich auch einwecken oder in Essigwasser einlegen. Eingeweckte Pilze sollte man aber spätestens nach einem halben Jahr  verbrauchen.

Auch Pilzsachverständige müssen sich stets weiter qualifizieren und ihr Wissen vertiefen. Das geschieht beispielsweise einmal pro Jahr im Rahmen einer mehrtägigen Schulung durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales sowie mittels Fortbildungen durch private Ausbildungsstätten, pilzkundliche Vereine und Arbeitsgemeinschaften, die bei der DGfM als offizielle Fortbildung anerkannt sind.  „Ein Stück weit sind es auch die Pilzfreunde, die uns mit ihren Fragen fordern, das eigene Wissen weiter zu vertiefen“, merkt Manfred Böttcher mit einem Lächeln an. Einige Regeln sollte der Pilzfreund in jedem Fall beherzigen. Beispielsweise die, dass man Pilze nicht in Plastiktüten sammelt. Denn dann ist die Ernte nach kurzer Zeit darin Matsch. Körbe aller Art, auch Eimer sind dagegen gut geeignet. Darüber hinaus verweist Manfred Böttcher darauf, dass Pilze nur zum eigenen Bedarf gesammelt werden dürfen. Die Faustregel lautet hier etwa 250 Gramm pro Person und Tag. Pilze nicht abschneiden, lautet eine weitere Empfehlung. Herausdrehen ist sowohl für das sichere Erkennen besser, da die Stielbasis bei einigen Arten oft ein sicheres Indiz ist. Denn falls doch einmal ein giftiger "Doppelgänger“ erwischt wurde, kann man an Hand der Knolle des Pilzes eine Artenbestimmung besser vornehmen, als bei einem abgeschnittenen Pilz. Giftpilze unbedingt stehenlassen und niemals zerstören. Sie sind Nahrung für andere Tiere und von großer Bedeutung für das Ökosystem.

„Die Artenvielfalt bei den Pilzen ist riesig. Vieles verändert sich durch unterschiedliche Einflüsse – beispielsweise durch die Witterung aber auch durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Das habe ich im Rahmen meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Pilzberater und später als Pilzsachverständiger erfahren“, fasst Manfred Böttcher zusammen. Bereits im Jahr 1978 hat der heute 66-Jährige seine Prüfung als Pilzberater erfolgreich bestanden. Manfred Böttcher kennt sich in den Wäldern seiner Region bestens aus. Schon als kleiner Junge war er mit seiner Mutter auf Pilzsuche rund um Basedow unterwegs. Seine Leidenschaft für die Natur und die Pilze hat sich in späteren Jahren stetig weiter entwickelt. Heute gilt er als kompetenter Ansprechpartner in Sachen Pilze.



Manfred Böttcher
Plizsachverständiger der DGfM
Bütt-Soll-Weg 24
17153 Stavenhagen            
Tel.: 039954 / 39232       
E-Mail: manfred_boettcher@t-online.de


Fotos: B. Wüstemann




    letzte Änderung: - 05.10.2016 08:40

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