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Büchersammlung wieder aufgetaucht - Ein Schatz der besonderen Art

Ludorf (bw). Eine Überraschung der besonderen Art erlebte Manfred Achtenhagen, Eigentümer des Gutshauses Ludorf, Ende November des vergangenen Jahres. Quasi als vorweihnachtliches Geschenk erhielt er aus den Händen von Hans-Heinrich Steinweg aus Plau eine außergewöhnliche Büchersammlung. „Es handelt sich hierbei um mehr als 400 Bücher, die bis 1945 zum Bestand der Bibliothek des Gutshauses Ludorf gehörten. Eigentlich galten die Bücher bislang als verschollen, doch inzwischen ist uns mit der Rückgabe auch die Geschichte des Verbleibes der Bücher der Bibliothek bekannt“, freut sich Manfred Achtenhagen.

Das Gut wurde im Mai 1945 von der Sowjetarmee besetzt und das Gutshaus, wie so viele auch, geplündert.  Mit den Büchern konnten die Russen wohl nicht viel anfangen und so wurden sie aus dem Haus geworfen. Hans-Heinrich Steinwegs Vater Heinrich war damals als Bürgermeister in Ludorf eingesetzt und verfolgte die Ausräumaktion. Kurzerhand sammelte er einen Großteil der Bücher ein und brachte sie in seine Wohnung nach Röbel. Wie Hans-Heinrich Steinweg berichtet, hatte sein Vater als gelernter Schriftsetzer eine besondere Beziehung zu Büchern und er konnte nicht mit ansehen, wie diese Werke im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Mist geworfen werden“. So blieben die Bücher im Bestand der Familie Steinweg und wurden schließlich generationsübergreifend weitergegeben  an den heute 70-jährigen Hans-Heinrich Steinweg.

 „Eine ältere Dame aus Ludorf konnte mir bestätigen, dass diese Geschichte sich tatsächlich so zugetragen hat“, weiß Manfred Achtenhagen im Ergebnis konkreter Nachforschungen. Dabei kamen noch weitere interessante Begebenheiten zutage. „Besagter Schriftsetzer Heinrich Steinweg hatte damals auch den Auftrag, das Gut wieder zum Laufen zu bringen. Dazu brauchte man Pferde, doch die meisten Flüchtlinge kamen zu Fuß. So suchte Heinrich Steinweg in der ganzen Region nach Flüchtlingstrecks mit Pferden und wurde in Rottmannshagen fündig. Flüchtlinge und Pferde wurden nach Ludorf 'umgeleitet' und zogen hier ein. Damit konnte man wieder mit landwirtschaftlichen Arbeiten beginnen“, erzählt Manfred Achtenhagen.

Doch zurück zu den Büchern. Die letzten Wochen waren erfüllt vom Sortieren und Auswerten der randvoll gefüllten Bücherkisten. Die ältesten Werke sind Ausgabejahre ab 1750, die jüngsten stammen aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. „An den Büchern kann man auch sehr gut die Geschichte des Hauses und der Güter verfolgen. Heutzutage zieht man sein Wissen aus der Schulbildung und dem Internet. Damals nutzte man vorrangig Bücher, um sich Wissen anzueignen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Bücher der Sammlung sich mit landwirtschaftlichen Themen befassen, was für den Betrieb eines Gutes unabdingbar war. Auch sind viele der Bände in französischer Sprache – der Adel kommunizierte seinerzeit vorrangig auf französisch. Das gehörte zum guten Ton“, erzählt Manfred Achtenhagen. Neben den landwirtschaftlichen Fachbüchern finden sich in den Kisten auch Kinderbücher, Reiseberichte, viel Militaria und Musikalien. Zu den Raritäten gehören auch etliche Mecklenburgische Urkundenbücher, Bücher zur mecklenburgischen Geschichte oder eher Kurioses wie das „Teckel-Stammbuch“ von 1904. Der Profession des letzten Gutsherren auf Ludorf, Amtsrichter Wilhelm v. Schulse-Bülow geschuldet, bilden Mecklenburgische Rechts- und Gesetzessammlungen ebenfalls einen bedeutenden Teil der Büchersammlung.

„Besonders interessant sind auch zwei handgeschriebene Tagebücher aus den Jahren 1820 und 1840. Allerdings sind sie in der damals üblichen Sütterlinschrift verfasst und für den Ungeübten heute nicht mehr lesbar. Ich habe sie an Fachleute nach Schwerin gegeben, um sie 'übersetzen' zu lassen. Auf das Ergebnis bin ich schon gespannt, denn es gibt uns Einblick in das Leben der Gutshausbewohner in der damaligen Zeit“, freut sich Achtenhagen.

Der heute 66-Jährige ist ohnehin ein Fachmann in Sachen Geschichte. Besonders die Geschichte Mecklenburgs sowie der Guts- und Herrenhäuser und Schlösser des Landes haben es ihm angetan. Da kennt er sich bis ins Detail aus. Als Gutshausmakler sucht er für unsanierte Häuser Investoren, begleitet Investoren bei der Sanierung derartiger Projekte und hat mit dem Gutshaus Ludorf schon eindrucksvoll bewiesen, was man aus solchen Häusern machen kann. Das Gutshaus Ludorf war ab 1989 teilweise leergezogen und so dem Verfall preisgegeben. 1998 kaufte die Familie Achtenhagen das Gutshaus und das Wirtschaftshaus.

Nach behutsamer Sanierung eröffneten sie dieses im Jahre 1999/2000 als familiengeführtes Hotel. Wer das Haus heute betritt, der spürt wieder das bodenständige Flair des mecklenburgischen Landadels und fühlt sich zurückversetzt in Zeiten, in denen noch andere Werte galten.

Die Büchersammlung indes findet nun schrittweise Platz in den Regalen der Bibliothek des Hauses. „Die Auswertung wird noch eine Weile in Anspruch nehmen. Die entsprechenden Listen sollen auch noch mit dem Gymnasium Waren und dem Bestand des Müritzeums abgeglichen werden, um eventuelle Lücken zu schließen. Ansonsten wird die Titel-Liste auch im Internet zu finden sein und die Sammlung wird selbstverständlich auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Nur bei ganz sensiblen Werken wird dies nur nach Voranmeldung gehen, um diese Bücher vor zu starker Benutzung zu schützen“, macht Manfred Achtenhagen deutlich und ergänzt: „Wir sind Herrn Steinweg sehr dankbar, dass diese Büchersammlung nach mehr als 72 Jahren wieder an ihren Ursprungsort zurückgekommen ist und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann“.

Fotos: B. Wüstemann


Romantik Hotel Gutshaus Ludorf
Rondell 8
17207 Ludorf

Telefon: 039931 8400
www.gutshaus-ludorf.de
www.gutsdorf.de

 




    letzte Änderung: - 22.01.2018 15:47

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